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  • THOMAS GAUL | FACHJOURNALIST FÜR BIOENERGIE | AGRARWIRTSCHAFT
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Biomethan im LKW: So wird die Logistik „grün“

Wie wird der Schwerlastverkehr umweltfreundlich? Biomethan ist hier ein guter Weg. Für den Fernverkehr ist die mangelnde Reichweite ein Problem. Den Durchbruch könnte die Verflüssigung liefern: So passt mehr Energie in den Tank.

E-Autos waren (wieder einmal) beherrschendes Thema auf der IAA 2015. Während derzeit von verschiedenen Seiten die Elektromobilität bei Pkws forciert wird, tut sich im Schwerlastverkehr in dieser Hinsicht wenig. Das Projekt, Deutschlands Autobahnen mit Oberleitungen zu versehen und die LKW mit Stromabnehmern zu versorgen, ist auch wieder in der Versenkung verschwunden. „Die Elektrifizierung von schweren Nutzfahrzeugen ist keine praxisnahe Lösung“, meint Dr. Timm Kehler, Geschäftsführer der erdgas mobil GmbH. Weitaus zweckmäßiger und kostengünstiger sei der weitere Ausbau des Erdgastankstellennetzes und die Förderung von Bio-Erdgas als Kraftstoff.

„Erdgas hat sich als alternativer Antrieb im Güterverkehr bewährt“, betont Kehler. Im Vergleich zu einem Diesel-Lkw spart ein erdgasbetriebener Lkw laut einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes bis zu 27 Prozent CO2. Kommt Bio-Erdgas zum Einsatz ist sogar eine nahezu CO2-neutrale Mobilität möglich. Zudem sei die Technologie in der Praxis erprobt und werde bereits von vielen namhaften Logistik- und Transportunternehmen europaweit eingesetzt. Elektro-Lkw seien dagegen nur selten auf der Straße zu sehen. Die Gründe liegen für den Experten auf der Hand: „Lkw-Logistik lebt davon, sehr flexibel auf die Anforderungen der Auftraggeber reagieren zu können – grenzübergreifend und kosteneffizient. Nur die Erdgastechnologie kann ohne größere Einschränkungen bei Nutzlast, Reichweite und Flexibilität eine Alternative für den Güterverkehr anbieten und das bei günstigeren Treibstoffkosten.“

Während CNG als Kraftstoff bei Pkw hierzulande zumindest eine kleine Nische erobert hat, ist es bei schweren Lkw noch völlig bedeutungslos. Das liegt vor allem daran, dass das sogenannte CNG (Compressed Natural Gas) als Lkw-Sprit unter einem Reichweitenproblem leidet. Der gasförmige Treibstoff braucht viel Platz im Fahrzeug, darum muss in der Regel schon nach 300 bis 400 Kilometern nachgetankt werden. Für Pkw und Lieferwagen ist das noch akzeptabel – für Langstrecken-Lkw nicht.

Doch das soll sich bald ändern. Die Hersteller wollen das Problem lösen, indem sie das Gas zu sogenannten LNG (Liquid Natural Gas) verflüssigen. Durch die Verdichtung passt bei gleichem Tankvolumen deutlich mehr Energie ins Fahrzeug. Die Technik ist aber relativ aufwändig, weil das Gas erst bei minus 163 Grad flüssig wird und daher während des Transports zur Tankstelle sowie an Bord des Lkw gekühlt werden muss.

Anders als in den USA und China gibt es in Deutschland bislang weder geeignete Lkw-Modelle noch die benötigten Tankstellen. Doch der Nutzfahrzeughersteller Iveco hat kürzlich die EU-Zulassung für eine LNG-Version seiner Sattelzugmaschine Stralis erhalten. In den Niederlanden ist er bereits unterwegs, in Deutschland fehlen ihm noch die Tankmöglichkeiten.

Der Grund dafür liegt ausgerechnet an der hierzulande guten Erdgas-Infrastruktur. Weil CNG über ein dichtes Pipelinenetz in nahezu jeder Ecke des Landes erhältlich ist, war es nie nötig, das Gas herunterzukühlen und als LNG per Lkw zu transportieren – so wie es etwa in den USA gemacht wird. Aber Deutschland will – auch mit Unterstützung der EU – aufholen. Der Erdgasverband Erdgas Mobil hat schon eine Mustergenehmigung für den Bau von LNG-Tankstellen beantragt und erhalten. Die ersten Anlagen könnten in wenigen Jahren ans Netz gehen.

THOMAS GAUL

Erschienen in XXX am XXX